Wann wird ein guter Einfall zur Tradition? Spätestens bei der dritten Wiederholung, sollte man meinen. Das heißt, dass die Gruppe Bonn Siebengebirge ab dem nächsten Jahr traditionell einmal im Jahr eine Reise macht, und zwar auf den Spuren zeitgenössischer Architektur. 2oo8 waren wir bei der Biennale zur modernen Architektur in Venedig, in diesem Jahr stand Kopenhagen auf dem Plan, im nächsten wird es Amsterdam oder Barcelona sein. Die Führungen übernehme ich als ehemalige Direktorin des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt.
Die Reisen machen Spaß, weil den interessierten Soroptimistinnen auch nach sechs bis sieben Stunden Fußweg nie die gute Laune und Neugierde ausgehen. So auch in Kopenhagen, wo das Wetter bei der Hafenrundfahrt, die einen ersten Überblick gab, wunderbar mitspielte. Dann ging es bei strahlender Sonne von Kongens Nytorv, dem größten Platz Kopenhagens, durch die älteste Fußgängerzone Europas zum Runden Turm, zu den Kirchen von C.F.Hansen, dem Thorwaldsen Museum mit seinen teilweise gruseligen Statuen zum „Schwarzen Diamant“, der neuen Bibliothek, vorbei an dem neuen Schauspielhaus mit Blick auf die neue Oper nach Amalienborg, dem königlichen Schloß. Höhepunkt des Tages war wohl der Besuch im jüdischen Museum von Daniel Libeskind, das er in einen Altbau eingefügt hat. Schräge Wände und Böden, die den Besucher taumeln machen und ihm das Gleichgewicht nehmen, bestimmen den Charakter dieses kleinen Baus.
Am zweiten Tag stand die Grundvigskirche auf dem Programm, eine ungemein elegante spätgotische Kirch in gelbem Backstein, die ihresgleichen nicht hat. Im Architekturzentrum am Gammeldock waren Väter und Kinder zu beobachten, die mit Legosteinen um die Wette bauten. Der Besuch von Christiania, der ältesten freiheitlichen Kommune Europas, könnte der letzte gewesen sein, denn der Oberbürgermeister von Kopenhagen tut alles, um sie endgültig zu schliessen.
Am dritten Tag war Louisiana angesagt, das vielleicht schönste Museum der Welt, hoch über dem Öresund an einer Steilküste der Ostsee gelegen. Nicht nur wegen seiner Lage und seiner spektakulären Sammlung, sondern vor allem als Gesamtkunstwerk aus Architektur, Landschaftsgestaltung und Natur ist Louisiana ein wahrer Publikumsmagnet. Das 1954 eröffnete Museum, das man bis heute durch das weisse Holzhaus betritt, das Ausgangspunkt der weitläufigen Anlage war, ist ein Muß und der Höhepunkt jeden Kopenhagenbesuches. (Ingeborg Flagge)